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Ein neuer Anfang: Selbständiges Wohnen mit dem Persönlichen Budget

Bargeld und Münzen

Unterschiedliche Wohnformen existieren: Wohngemeinschaften, allein, in Partnerschaft oder mit der Familie. Menschen mit und ohne Behinderungen wählen selbstständig, wo und mit wem sie leben möchten. Das Bundesteilhabegesetz sichert individuelle Unterstützung zu, unabhängig von der jeweiligen Wohnsituation. Gemeinsam mit Wolfgang Weiß, Berater der EUTB® Leonberg, sind wir dazu ins Gespräch gekommen: Er berichtet von einer Beratungskonstellation zum Thema „selbstbestimmtes Wohnen“ mit einer ratsuchenden Angehörigen. Im Interview geht es auch um das Persönliche Budget (PB). Detaillierte Informationen zum Persönlichen Budget können Sie dem Wörterbuch der Teilhabe und den dort weiterführenden Links entnehmen.

Die Ausgangssituation

Nachdem die Ratsuchende bereits einige Anlaufstellen ergebnislos aufgesucht hatte, stieß sie schließlich über den Beratungsatlas auf die EUTB® Leonberg. Dort nahm sich Wolfgang Weiß viel Zeit für all ihre Fragen. Und nicht nur das, sie fühlte sich dort sehr gut mit ihrem Anliegen aufgehoben. Das war im März 2019. „So lange schon berät mich Herr Weiß mit einem enormen persönlichen Engagement und einem riesigen Wissen. Seine Herzlichkeit und sein wirkliches Interesse mir zu helfen und das nicht nur verbal, sondern auch in Form von Begleitung zu Amtsgesprächen, ist einfach herausragend.“

Eine besondere Expertise in der Beratung der EUTB® Leonberg liegt auf dem Personenkreis Menschen mit psychischen Erkrankungen und Autismus-Spektrum-Störungen. Die Tochter der ratsuchenden Angehörigen wohnte in einer Wohngruppe für Menschen mit kognitiven und psychischen Einschränkungen und hat die Diagnose einer Autismus-Spektrum-Störung. Leider erfüllten sich ihre Erwartungen in der Wohngruppe nicht, da sie mit den Strukturen in dieser besonderen Wohnform nicht zurechtkam.

Die Unterstützung der EUTB®: Wie hat sie beraten? Was konnte sie erreichen?

Zunächst wurde ein Rahmen geschaffen, in dem die Ausgangssituation in Ruhe geschildert und die damalige Hilflosigkeit gemeinsam ausgehalten werden konnte. „Im nächsten Schritt überlegten wir, ob und wie sie als gesetzliche Betreuerin ihrer Tochter auf die Mitarbeitenden des Wohnheims zugehen kann, um eine Verbesserung zu erreichen,“ so Wolfgang Weiß. Ein weiterer Gedanke war, die Einliegerwohnung der Mutter für die Tochter zu nutzen und ob es grundsätzlich denkbar sei, dass ihre Tochter mit Assistenz in einer eigenen Wohnung zurechtkommen könne. Das Persönliche Budget wurde erwähnt und Voraussetzungen sowie dessen Gestaltungsmöglichkeiten erklärt. Ein wenig Hoffnung begann zu keimen. Nach einiger Zeit der Überlegung entschied sich die Mutter, als gesetzliche Betreuerin das Persönliche Budget zu beantragen. „Da sich meine Tochter aufgrund ihrer Autismus-Spektrum-Störung nicht auf jeden Menschen einlassen kann, ist es nun möglich Assistenz zu finden, bei der sie sich wohlfühlt und durch die sie eine individuelle Förderung erhält und damit die Chance hat selbstbestimmt zu leben,“ so die ratsuchende Mutter. „Unser Familienmitglied ist zurück in unsere Mitte gerückt und nimmt an unserem Familienleben wieder teil. Wir leben wieder zusammen, auch wenn es nicht immer einfach ist.“

Netzwerken für den Erfolg: Die Lotsendenfunktion der EUTB®

Gemeinsam mit der Mitarbeiterin der Eingliederungshilfe wurde eine neue Bedarfsermittlung und ein Gesamtplangespräch vereinbart. Das EUTB®-Angebot nahm an dem Gespräch teil. Das Ergebnis dieses Prozesses war die Zusage von 30 Fachassistenzstunden pro Woche, sodass die Betroffene von Montag bis Freitag tagesstrukturierende Angebote bekam und die Mutter ihrem Beruf nachgehen konnte. Mit Unterstützung der Eingliederungshilfe wurden mehrere Assistenzdienste angefragt. Seit 1,5 Jahren ist nun ein Assistenzdienst tätig. Das persönliche Budget wird von der Mutter verwaltet.

Individuelle Beratung

Die Bereitschaft Zeit zu geben, offen zu sein, zuzuhören, die Person dadurch zu stärken und zu empowern, ist laut Weiß das Wichtigste in der Beratung. Erst dann sei Zeit für den notwendigen fachlichen Input. Es kann entscheidend sein, Ratsuchende zu einem wichtigen Termin – in diesem Fall die Gesamtplanung - persönlich zu begleiten, damit all das, was in der Beratung besprochen wurde, in dem Amtsgespräch zur Aussprache kommt und Berücksichtigung findet.

Erfahrungen und Perspektiven

Die Ratsuchende resümiert: „Die Unterstützung durch die EUTB® war bis heute ununterbrochen und unermüdlich. Das Angebot hat mir bei meinen Anfragen geholfen, insbesondere bei meinem Antrag für das Persönliche Budget und der anschließenden Bewältigung der damit verbundenen Aufgaben, wie der Gestaltung einer Tagesstruktur und der Suche nach geeigneten Assistenzen. Ohne diese Hilfe hätte ich das alles definitiv nicht geschafft!“ Sie gibt den wertvollen Tipp, die Beratungskompetenz einer EUTB® ebenfalls in Anspruch zu nehmen.

02/2024